Newsletter FEGI 2018


Liebe Sponsoren


Seit ein paar Tagen bin ich zurück aus Indien. Vier Wochen habe ich bei der Mädchenschule Fior di Loto Pushkar gearbeitet und mich um Vishnu gekümmert. Danach habe ich zwei Wochen bei Bhasamma in Hampi verbracht.


Pushkar

Am Tag meiner Ankunft war “Tag der Lehrer” in Rajasthan. Es gab eine Veranstaltung für Lehrer und Schüler mit Reden, Ehrungen, Tanz und Spass.

Es war sehr ergreifend für mich die Girls nach einem Jahr wieder zu sehen. Es ist so schön zu erleben, wie sie sich entwickeln und wie sie freudig, dankbar und motiviert in die Schule kommen. Wir haben ja schon eine Lehrerin die bei uns arbeitet, welche selber in der Fior di Loto Schule war, einige Krankenschwestern in Ausbildung, zudem auch Ayurveda-, Medizin- und Jurastudentinnen, die wir bis zu ihrem Abschluss unterstützen.

Es gibt noch mehr erfreuliche Neuigkeiten zu berichten.

Die Fior di Loto Schule hat  jetzt die vier Räume im oberen Stock, die bis anhin vom Besitzer genutzt wurden, zur Miete erhalten. Mit der Spende von 1600 CHF durch FEGI konnte die Miete für 1 Jahr bezahlt werden. So haben wir jetzt neu ein Handarbeitszimmer mit 6 Nähmaschinen. (Die ersten zwei wurden 2016 von FEGI, dank der Spende von einem holländischen Paar gekauft.) Pieta, eine Australierin, hat zwei Monate lang Nähunterricht gegeben.

Ein Computerzimmer konnte nun auch realisiert werden..

Mara und ich gingen nach Ajmer, der nächsten grösseren Stadt, um vier Laptops zu kaufen. Gesponsert je zur Hälfte von Mina Japan und FEGI Swiss. Auf unserer Shopping Tour erstanden wir auch vier Wandtafeln inkl. Kreiden etc. für die neuen Räume, 12 Stühle, 6 Abfalleimer, Stoff für eine Wachmann-Uniform, ein paar Puzzles, Tinte für den Drucker, Ordner, Mäppchen und Schreibmaterial für das Büro am Marktplatz, eine riesige Schachtel Damenbinden, welche die Lehrerinnen den älteren Schülerinnen abgeben. Das alles wurde von FEGI bezahlt!

Dank euch konnten auch einige Lebensmittel Pakete an Familien abgegeben werden.

Mehr Bilder folgen..  Photo tool spinnt ...

                                                                                  


Danach hatte ich noch 300 Franken. Deepu der Präsident von Fior Di Loto  redete schon länger von einer Überwachungskamera. Zuerst hatte ich taube Ohren dafür, wollte etwas sinnvolleres beisteuern, aber als er mir die Geschichten von zwei verschwundenen Mädchen erzählte, änderte ich meine Meinung. Die einen Eltern wollten Fior di Loto fürs verschwinden ihrer Tochter verantwortlich machen, weil sie ja angeblich zur Schule gekommen sei. Wäre eine Kamera am Eingang angebracht, könnte man überprüfen, ob sie in der Schule war oder ob jemand sie abgeholt hat, meinte Deepu. Immerhin sind wir verantwortlich für 600 Mädchen. Die eine Geschichte hat sich später aufgelöst, das Mädchen ist mit einem Cousin abgehauen. Was mit dem anderen Mädchen geschah, weiss bis heute leider niemand.


FEGI Abfallprojekt in der Fior di Loto School

September 2018

Im Moment arbeite ich an einem Abfallprojekt für die Schule. In ganz Indien wird der Abfall immer noch durcheinander in eine Ecke im jeweiligen Wohnviertel geschmissen, wo dann die Kühe, die wilden Hunde und Affen sich darüber hermachen. Leider sind die Küchenabfälle oft in Plastiksäcke verknotet und wenn die Tiere diese nicht aufbekommen, wird halt manchmal auch der Plastik verschlungen. In den Hauptstrassen wird zwar 1 mal täglich alles weggefegt und auf einen Anhänger geladen, aber bei so vielen Leuten ist es endlos. Präsident Modi hat verschiedene Kampagnen gestartet. Clean and green India.. River Rally..

Im Moment ist es hier ähnlich wie in Europa in den 70er Jahren. Flüsse und Seen sind verschmutzt und überall liegt Abfall. Indien ist zwar einer der grössten Plastikrecycler der Welt, aber es dauert wohl noch sehr lange bis die Gewohnheiten so vieler Menschen geändert sind.  Darum sind die Kinder die grosse Hoffnung auf Veränderung. Ich versuche mit Zeichnungen und Erklärungen ein wenig mitzuhelfen…


Leider ist der Künstler der eine Erklärungszeichnung im Auftrag von FEGI zeichnen soll immer wieder verhindert. Es braucht Geduld, aber nach 2 Wochen nimmt die Zeichnung, die ich in der Schule aufhängen möchte, langsam Gestalt an ..

Habe unsere FEGI Girls als Botschafterinnen für das Abfallprojekt ernannt..

Nach 3 Wochen ist schliesslich das Bild doch noch fertig geworden und hängt nun beim Eingang der Schule.

     


                  


9 der grösseren Mädchen fehlen auf dem Foto, da sie in einem anderen Schulhaus untergebracht sind.


Vishnu

Vishnu hat jetzt einen kleinen Laden in seinem Zimmer, so hat er etwas zu tun und kommt mit Menschen in Kontakt. Das war die Idee seiner Schwester. Er war nicht mehr viel draussen gewesen in den letzten Jahren. Vor 3 Jahren hatte ihm jemand eine leichte Arbeit angeboten, er hätte an einem Infostand für Camelsafaris Prospekte an Touristen abgeben können, aber er wollte es nicht machen. Vishnu ist leider oft depressiv und frustriert. Er kann sein Schicksal nicht richtig annehmen.

Vishnu hätte gerne einen Wasseranschluss mit Tank auf dem Dach. In seinem Badezimmer gibt es nur einen Schlauch mit kaltem Wasser von draussen. Für den Tank, Boiler und Leitungen, gab ich ihm 150 Franken von der Schule Andermatt. 50 Franken erhielt seine Schwester, die für ihn kocht, wäscht, putzt und so vieles für ihn tut.

Er hat manchmal immer noch Schmerzen am Gesäss und Rücken und war sich nicht sicher, ob wirklich alles in Ordnung und die OP erfolgreich war. Also sind wir wieder ins Mittal Spital zu Dr. Kabra gefahren, der die Operation vor zwei Jahren gemacht hatte. Er hat ein Röntgenbild angeordnet und daraufhin gemeint die Wunde sei gut geheilt, somit sei die Operation erfolgreich gewesen und die Entzündung am Knochen ganz entfernt worden. Röntgen und Untersuch kosteten 60 Franken inkl. Taxi und wurde von FEGI bezahlt.

Dr. Kabra sprach aber Klartext mit Vishnu, nämlich, dass er sich unbedingt mehr bewegen sollte und Übungen machen müsse, die er ihm vor zwei Jahren gezeigt hatte, sonst hätte er immer irgendwo Schmerzen, da auch die gesunden Muskeln im Rücken und Armen verkümmern und die Faszien steif würden usw. Er nannte ihn gar faul und bequem und sagte er müsse nun endlich selber etwas tun um sein Wohlbefinden zu steigern.  Am Schluss meinte der Doktor noch, falls Vishnu eine weitere Untersuchung machen möchte um andere, eventuelle innere Entzündung auszuschliessen, könnte man noch ein MRI machen. Vishnu meinte er würde es sich überlegen.

Ich habe ihm geraten, erst mal seine Übungen regelmässig zu machen und wenn es nicht besser würde, könne er immer noch im Government Spital, wo es viel billiger ist, ein MRI machen. Die staatlichen Spitäler sind zwar hoffnungslos überlastet und es gibt extrem lange Wartezeiten, man hört viel Schlechtes aber auch Gutes über sie, aber viele Behandlungen sind fast gratis.

Zwei Tage vor meiner Abreise hat Vishnu bei mir und Fior di Loto angerufen und ein Taxi verlangt, um nach Ajmer zu fahren. Er wollte das MRI doch im Mittal Spital machen lassen.

Es ist nicht immer einfach zu entscheiden was zuviel oder zuwenig ist. Ich war nicht bereit ihm mehr Geld zu geben, zudem waren die Pushkar Spenden ausgegeben und er hätte die Möglichkeit mit dem billigeren Spital, dann würde sogar der Wasseranschluss noch drin liegen.

Fior di Loto hat dann noch ca. 60 Franken beigesteuert. Das MRI hat nichts Auffälliges ergeben.

Ich hoffe, er ist jetzt beruhigt und ändert seine Lebensgewohnheiten.

Ich habe einiges daraus gelernt und bin erst wieder bereit Vishnu finanziell zu unterstützen, wenn er sich selber etwas mehr bemüht, seine Übungen macht und auch wieder raus geht. Ich werde aber nächstes Jahr, wenn ich in Pushkar bin, sicher wieder bei ihm reinschauen.

Die ganze Geschichte von Vishnu finden sie unter Spendengelder/Vishnu


Bhasamma und Familie

Es war sehr traurig Bhasamma wieder zu sehen. Sie hatte im Frühjahr ihre älteste Tochter Ambhu durch einen Unfall verloren; diese hinterlässt ihrer Mutter 3 Kinder im Alter von 4, 6 und 8 Jahren. Bhasamma, die ihre eigenen Kinder alleine grosszog und es jetzt ein wenig einfacher gehabt hätte, ist mit einer neuen schwierigen Aufgabe konfrontiert. Sie hat stark abgenommen, man sieht ihr an, dass er ihr schlecht geht. Sie weint oft und ist dieser Aufgabe kaum gewachsen. Der Vater der Kinder kümmert sich nicht und bezahlt auch nichts an Bhasamma. Es ist einmal mehr ihre alleinige Verantwortung.

Auch konnte sie das undichte Dach nicht mit einem Blechdach überdecken lassen, für das ich ihr Geld von FEGI gab letzten November. Der Tod ihrer Tochter kam dazwischen und sie musste einen Teil des Spendengeldes für die Kremierung und die Spitalkosten verwenden..

Ich habe mir lange überlegt, wie ich Bhasamma am besten helfen könnte.

Der Zufall oder wie auch immer man es nennen möchte, kam mir zu Hilfe…

Ich wollte schon lange einmal Neu Hampi besuchen, wo die Vertriebenen aus Hampi Bazar vor 4 Jahren endlich Land und Hilfe erhalten hatten. Sie wohnten für 2-3 Jahre in Zelten und Blechhütten, weil sie von heute auf morgen vertrieben wurden. Die ganze Geschichte findet ihr auf fegi.ch.

Am Busstand traf ich Bhasammas Kollegin, die ich schon länger kenne und ihr Sohn Vali, einen Motor Riksha Fahrer. Wir haben über Bhasamma und ihr Schicksal gesprochen, sie meinten der nächste Monsoon würde sehr schlimm für sie werden, da es überall tropft und hinein regnet.

Schliesslich fuhren wir mit Vali nach Neu Hampi, wo er auch zu tun hatte. Er zeigte uns das ganze Dörfchen und ich traf die eine und andere alte Bekannte vom ehemaligen Hampi Bazar. Sie erzählten von der harten Zeit nach der Räumung. Sie hatten nach 3 Jahren Leben in Zelten, endlich das versprochene Land und ein Startkapital vom Staat erhalten. Mit einem Darlehen von der Bank konnten sich dann die meisten ein Häuschen bauen. Inzwischen stehen etwa 50 kleine Häuser. Aber es ist nicht erlaubt dort Geschäfte oder Restaurants zu betreiben, dafür entsteht in der Nähe ein Geschäftsdorf…? Komisch..naja..

Wie wir da so durch die Häuserreihen schlenderten, fragte ich Vali ob denn hier auch Häuser zum mieten oder kaufen angeboten würden. Ja, er hätte von einer Frau gehört, die ihr Haus verkaufen will. Sofort blinkte es bei mir und ich wollte es gleich besichtigen. Als wir dort ankamen, hatte ich schon von Aussen einen guten Eindruck. Die Frau bestätigte, dass sie verkaufen wolle und zeigte es uns gerne. Kurze Beschreibung: kleine Veranda beim Eingang, links eine indische Toilette, wo man auch indisch duschen kann, Treppe aufs Dach. Nach der Eingangstüre ein grösserer Raum ca. 4 x 5 Meter, mit kleiner Küche, dh. eine Ablagefläche für Benzin- oder Gaskocher, Geschirrablage und Rüstfläche. Ein Schlafzimmer und noch ein sehr kleiner Raum, Gebets/Pujaraum. Fliessendes Wasser gibt es nur auf der Veranda, man müsste noch eine Leitung in die Küche ziehen und Wasserhähne anbringen. Auch das Elektrische müsste neu gemacht und noch einiges nachgerüstet werden. Aber.. wow, das wäre so toll für Bhasamma, selbst ohne fliessendes Wasser in der Küche wäre es super luxuriös für sie.. Auf dem Dach eine wunderschöne Aussicht und sogar die Möglichkeit einen zweiten Stock darauf zu bauen. Ich war sehr aufgeregt und konnte es kaum glauben, auf Anhieb so etwas ideales gefunden zu haben, obwohl ich ja noch gar nicht richtig gesucht hatte. Der Preis schien mir auch in Ordnung, umgerechnet ca.13’000 CHF, plus noch die Kosten für verschiedene Installationen und Material.

Zu schön um wahr zu sein..!?!

Aber zuerst musste ich Bhasamma fragen, ob es für sie überhaupt stimmen würde hier zu wohnen... Aber, wenn dann nichts daraus wird und ich sie enttäuschen müsste...

Sie war natürlich hin und weg, endlich zeigte sich wieder einmal ein Lachen in ihrem Gesicht. Im nächsten Moment weinte sie aber auch schon wieder. Die Aussicht, dass sie vielleicht bald dem Ort schlechter Erinnerungen und kaputtem Dach entfliehen könnte, rührte sie zu Tränen... und mich auch..

Mit Bhasamma auf dem Dach ihres vielleicht zukünftigen Häuschens. Rechts Vali der Rikshafahrer eine gute Seele, Dolmetscher und Vermittler.


Ich wollte so schnell wie möglich mit der Bank sprechen und mich erkundigen wie viel Kredit Bhasamma bekommen würde, wie viel man sofort bezahlen müsste und wie schnell es auf sie überschrieben werden könnte.

Am anderen Tag bei der Bank dann die erste Ernüchterung. Wegen einer Klausel würde es nach der Zahlung, bis zu einem Jahr dauern, bis es überschrieben werden könnte. Irgendwas kam mir komisch vor und ich beschloss mich noch anderweitig über die Kaufsituation zu erkundigen. Ich erfuhr dann, dass die Häuser 25 Jahre lang nicht verkauft werden dürfen, da Land und Startkapital vom Government zur Verfügung gestellt worden waren. So eine SCH….

Also blies ich alles ab, tröstete Bhasamma und sagte ihr, dass wir bald etwas anderes finden würden. Wir haben noch ein paar andere Wohnungen angeschaut, aber nichts war zu vergleichen mit dem ersten Häuschen. Schlussendlich einigten wir uns, dass falls sie bis zur Regenzeit nichts geeignetes zum kaufen finden würde, sie sich etwas zur Miete nehmen soll und ich würde ihr das Geld überweisen. Vali hat mir versprochen, er würde ihr helfen etwas zu finden.

Meine Zeit in Hampi war inzwischen zu Ende, falls sich etwas ergeben hätte, wäre ich bereit gewesen noch etwas Zeit anzuhängen… aber es dauert alles soo lange. Wahrscheinlich komme ich dann gerade zur rechten Zeit im nächsten Herbst. Bis dahin versuche ich so viele Spenden wie möglich zu sammeln, um Bhasamma zu helfen ein neues Zuhause zu verwirklichen.  

Inzwischen, nach einem Monat, habe ich gute Neuigkeit erhalten. Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit das Haus zu erwerben. Da einige der Besitzer die Zinsen des Darlehens unregelmässig oder nie bezahlt haben, will die Bank diese Häuser zurücknehmen und dann verkaufen. So auch ‘unser’ Häuschen. Wenn wir es direkt von der Bank kaufen könnten, wäre eine normale Überschreibung möglich. Vali hält vor Ort die Stellung und ich schaue was wir hier bewegen können. Wir brauchen ca. 15’000 CHF bis nächsten Sommer und mit eurer Unterstützung, könnte für die Familie ein Traum wahr werden, bitte helfen sie mit!

Die ganze Geschichte über Bhasamma findet ihr unter Spendengelder/Bhasamma

Für genauere Informationen oder Einsicht über die Ausgaben schreiben sie eine email an fegiswiss@gmail.com


Vielen herzlichen Dank für euer Interesse und die Unterstützung.

Namaste


Monika Boog

Präsidentin FEGI

Ambassador Fior di Loto Pushkar